Bravorufe für Pianistin Gerlint Böttcher
Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, Bericht: Ernst Gottlebe, Foto: Thomas Rimbot
Stunde der Musik lockt 100 Zuhörer ins Haus Rinckart
Eilenburg. Der Auftakt zum Konzertjahr 2017 zeigte sich vielversprechend. So wie bereits der Klavierabend im September vergangenen Jahres über 100 Zuhörer anlockte, konnte Andreas Hammermann zur ersten Stunde der Musik 2017 fast die gleiche Besucherzahl begrüßen, darunter eine bemerkenswerte Anzahl junger Leute.
Sodann war das zweite Engagement der weltweit auf vielen Bühnen konzertierenden Pianistin Gerlint Böttcher ein Glücksfall. Die Künstlerin brachte Werke des 18. bis 21. Jahrhunderts zu Gehör. Den Abend eröffnete die viersätzige Beethovensonate Nr.18 Es-Dur mit ihren weichen Eingangsdissonanzen und mit der virtuosen Schlusswirkung. Danach beeindruckte die sehr feinsinnig gespielte Ballade g-Moll op.23 von F. Chopin, die ihren Höhepunkt im rasenden dreifachen Forte fand.
Von dem 1958 geborenen Günther F. Kasseckert erklangen vier Stücke. Dieser Komponist ist beruflich praktizierender Psychotherapeut, der seine Musik als „Schlüssel zum Unterbewusstsein“ versteht. Gerlint Böttcher besaß das Gespür, das scheinbar unbeschwerte, aber doch recht anspruchsvolle Werk in beeindruckende Tonfolgen umzusetzen. Neben zwei Charakterstücken und dem „Ring der Dunkelheit“ begeisterten aus dem zehnteiligen Waldzyklus besonders die „marschierenden Waldameisen“. Die Zuhörer konnten die Tierchen buchstäblich über die Tasten krabbeln und hasten hören.
Den zweiten Teil des Abends widmete Gerlint Böttcher dem umfangreichen Repertoire des ungarischen Komponisten Franz Liszt. Nach den Konzertetüden Nr.3 Des-Dur und „Gnomenreigen“ folgten aus den sogenannten musikalischen Tagebüchern drei Stücke aus Années de pèlerinage (Suisse, Schweiz). Beeindruckend beherrschte die Künstlerin dabei die unterschiedlichen Ausdrucksebenen und Stilmittel des Komponisten, von zarten Klangfarben bis hin zur ekstatischen Schwärmerei.
Als krönenden Abschluss wählte Gerlint Böttcher aus Liszt’s 19 Ungarischen Rhapsodien die mit bekannteste Nr.2 cis-Moll aus. Die Pianistin setzte die dem Werk innewohnenden ton- und spieltechnischen Sensationen mit einer derart spannungsvollen Interpretation in den Raum, dass das begeisterte Publikum mit mehrfachen Bravorufen Dank spendete. Die Künstlerin beendete mit einer Zugabe aus Karneval der Tiere von Saint Saëns den ereignisreichen Klavierabend.