Die Liebe zum fast Vergessenen

07. September 2011

GNZ, mes

 

Pianistin Gerlint Böttcher gastierte in der ehemaligen Synagoge

Gelnhausen - Am Freitagabend eröffnete die Pianistin Gerlint Böttcher in der ehemaligen Synagoge den Konzertreigen der Kultursaison 2011/2012 der Stadt Gelnhausen. Schon zum dritten Mal gastierte die Wahl-Berlinerin in der Barbarossastadt, dieses Mal trug sie Werke von Jan Vaclav Vorisek, Franz Liszt, Bach und Schumann vor. Ihre Person ist zierlich, im Angesicht ihres Publikums wirkt sie fast ein bisschen schüchtern, doch wenn sie auf dem Klavierhocker Platz nimmt, dann ist die Klaviervirtuosin ganz Profi und auf den Punkt konzentriert. Im gedämpften Licht der ehemaligen Synagoge, umrahmt von einem Meer aus Kerzen, gleiten ihre Finger scheinbar leicht über die schwarz-weißen Tasten, als bräuchte es nur eine sanfte Berührung, um die Töne aus dem Instrument zu locken. Ein Klavierlauf folgt dem nächsten, Töne türmen sich in dem hohen Raum auf, so dass dem Zuhörer fast schwindlig wird. Daß Böttchers Blick dabei gen Decke gerichtet war, beeindruckte den Laien nur umso mehr. Ihre ersten drei Stücke wählte sie aus den Rhapsodien op. 1 von Jan Vaclav Vorisek (1791 bis 1825). Der Böhmer Komponist war einst Schüler Jan Nepomuk Hummels und ein enger Freund Franz Schuberts. Er zählt zum Wiener Musikerkreis um Ludwig van Beethoven. Seine Werke sind nicht sehr bekannt, ein Umstand, den Böttcher ändern möchte. … Nach Voriseks kompositorischer Herausforderung wählte Böttcher drei Konzertetüden von Franz Liszt für das weitere Programm aus, angefangen mit der Etüde in Des-Dur. In seiner pathetischen Art kommt es etwas ruhiger daher, doch in der Paganini-Etüde Nr. 2 in Es-Dur geht es schon wieder munter weiter - Liszt wollte dem Teufelsgeiger Paganini schließlich mit seinen Paganini-Etüden ein Denkmal setzen. Der virtuose „Gnomenreigen“ reiht sich in die von Böttcher ausgewählten anspruchsvollen Kompositionen ein…. Nach der Pause spielte Böttcher Johann Sebastian Bachs „Siciliano“ aus der 2. Flötensonate, BWV 1031, den Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus der Kantate BWV 147 und die Sinfonia D-Dur, Vorspiel zur Ratswahlkantate BWV 29. Den Konzertabschluss bildete Robert Schumanns Symphonische Etüden op. 13. Die Zuschauer in der ehemaligen Synagoge waren von dem Auftritt der sympathischen Pianistin sehr beeindruckt und forderten eine Zugabe, die Böttcher mit „Clair de lune“ von Claude Debussy auch gerne gab.