Eine frische Brise für jedes Gemüt

14. August 2012

DER NEUE TAG, Susanne Kempf

 

"Klangmagie und Tastenzauber" bei den Wurzer Sommerkonzerten

Treffender als mit dem Thema "Klangmagie und Tastenzauber" kann ein Konzert nicht überschrieben werden. Die in Frankfurt/Oder geborene Pianistin Gerlint Böttcher verzauberte am Sonntagnachmittag die 150 Besucher des Wurzer Sommerkonzertes mit ihrem brillianten und pointierten Spiel. In der wunderschönen, sommerlichen Atmosphäre des historischen Pfarrhofes nahmen zarte Klänge die Zuhörer ebenso gefangen wie kraftvolle Passagen, die von ihr temperamentvoll vorgetragen wurden. Beeindruckend war die Sensibilität, mit der die Künstlerin, die mit 15 Jahren debütierte und seit ihrem fünften Lebensjahr Klavier spielt, die einzelnen Stücke zum Vortrag brachte. Die sanfte Stimmung des Sommernachmittages erleichterte den Zugang auch zu den schwierigen Passagen. Das Herz wurde leicht, die Fantasie wurde durch die wundervolle Musik beflügelt, Emotionen freigesetzt. Für die Künstlerin war es eine Herausforderung, die Stücke von Mozart, Liszt, Mendelssohn-Bartholdy, Bach, Debussy und Schumann im Freien und ohne die akustische Unterstützung des geschlossenen Vortragsraumes darzustellen. Trotz der Gefahr, dass die schnellen Läufe durch die natürliche Akustik in ihrem Tempo und der feinen Abfolge zu rasch verklingen könnten, prägten sich die Klänge hervorragend ein. Mit unglaublicher Sensibilität und Konzentration trug Böttcher, die neben ihrer Konzerttätigkeit an der Hochschule für Musik in Berlin lehrt, Ihr Programm nicht nur frei vor, sie nahm auch das Publikum gefangen, zog es mit ihrem nuancenreichen und energiegeladenen Spiel in den Bann. Kraftvolle Läufe bot sie ebenso empfindsam dar wie langsame Passagen. Gelungen war der Einstieg mit den Variationen über "Ah!Vous dirai-je, Maman" in C-Dur von Mozart, das wohl jeder in einer kurzen Variante als "Morgen kommt der Weihnachtsmann" kennt. Die Brücke in die Herzen der Zuhörer war geschlagen. Sehr anspruchsvoll war die Paganini-Etüde Nr. 2 Es-Dur von Franz Liszt, die schwierig darzubieten ist in solcher Freiluftakustik. Sie gelang durch herausragende Einfühlbarkeit und überzeugende Technik. Die Künstlerin spielt nicht, sie lebt ihr Spiel. Böttcher bezauberte das Publikum im zweiten Teil des Konzertes mit "Clair de Lune" aus der "Suite bergamasque" von Debussy. Dem großen Applaus dankte Gerlint Böttcher mit "Guten Abend, gut Nacht" von Johannes Brahms und rührte damit ein letztes Mal die Herzen des Publikums.