Geprägt von glitzernden Kaskaden

31. August 2010

Hohenloher Zeitung, Ingrid Heydecke-Seidel

 

Gerlint Böttcher beeindruckt das Publikum beim Klaviersommer im Kloster

Schöntal. „Franz Schuberts Opus 90 fasst vier lyrische, meist liedhafte Charakterstücke zusammen. Mit ihnen begann Gerlint Böttcher ihr Programm hochvirtuoser Musik der Romantik im ausverkauften Festsaal des Klosters Schöntal. Locker aus den Schultern heraus demonstrierte sie eine blendende Technik, die durch Geschmeidigkeit und Treffsicherheit bestach. Die Kontraste von hart zupackend und lyrisch zart arbeitete sie fingerfertig und einfühlsam heraus. Trotz des raschen Tempos (Nr. 2) gelang ihr am Ende noch eine Accelerando-Steigerung. Meisterhaft erspürte sie den emotionalen Gehalt des liedhaften Andantes (Nr.3) und des Allegrettos (Nr.4) zwischen Weltschmerz und Hochstimmung… Glitzernde Brillanz, Kraftreserven und ein phänomenales Gedächtnis sind Voraussetzung für eine authentische Wiedergabe. (Liszt-Etüden) Wellenrauschen und versonnene Momente prägten „Un sospiro“ (Seufzer), glitzernde Kaskaden und vollgriffige Akkordpassagen die Etüde nach Paganini. Den kapriziösen „Gnomenreigen“ meisterte sie mit atemberaubender Bravour. Mit traumhafter Sicherheit bewältigte sie die Oktavketten in Felix Mendelssohn Bartholdys Rondo capriccioso op. 14 nach der Pause, huschte mit flinken Fingern durch das geisterhafte Presto und ging risikofreudig all die tückischen Stellen an. Woher das schmale Persönchen solche Kräfte nimmt? Böttchers Treffsicherheit ist enorm… Ob staccato oder expressiv, mit Bravour oder kanonisch, ob versonnen oder wie ein Gewittersturm - es erklang ein wunderbares Werk in einer großartigen Interpretation…(Schumann: Sinfonische Etüden op.13). Nach diesem Mammutprogramm erklatschten die Gäste zwei Zugaben.“