Internationale Musiktage am Plauer See 2012
Nordkurier, Andreas Dencker
Berliner Pianistin beschert Zuhörern in Stuer echtes Gänsehautgefühl. Die Berliner Pianistin beeindruckte mit ihrem Spiel in der Dorfkirche zu Stuer.
Viele Zuhörer strömten am Sonnabend in die wunderschöne Kirche in Stuer, um die Berliner Konzertpianistin Gerlint Böttcher zu erleben, die kurzfristig für die erkrankte Taiwanesin Ching-Yun- Hu eingesprungen war. Es wurde ein wunderschöner Konzertabend in traumhafter Kulisse. Bereits zu Begin, bei den drei Rhapsodien des Komponisten Jan Vaclav Vorisek, eines Zeitgenossen Franz Schuberts, agierte Böttcher flink und elastisch. Mit leichthändiger Anschlagskultur perlten die Läufe in atemberaubender Geschwindigkeit. Durch dynamische Abschattierungen verdeutlichte die Pianistin die unterschiedlichen Stimmungen. Es folgten drei Impromptus op. 90 von Franz Schubert. Mühelos und mit Eleganz wurden auch hier die Läufe gespielt, die Melodieführung auch in den Mittelteilen wunderbar herausgearbeitet. Besonders das Ges-Dur-Impromptu berührte sehr in seiner Lyrik. Mit melancholischem und im Mittelteil dramatischem Gestus interpretierte Böttcher das As-Dur-Impromptu. Zart und schwebend erklang danach das bekannte Klavierstück „Claire de Lune“, der eigentliche dritte Satz der „Suite Bergamasque“ des Impressionisten Claude Debussy. So mancher Zuhörer bekam das sprichwörtliche „Gänsehaut-Gefühl“. Beim letzten Programmpunkt, den drei Konzert-Etüden von Franz Liszt, war Gerlint Böttcher völlig in ihrem Element. Mit technischer Raffinesse und kluger Unterteilung melodischer Linien gestaltete die Pianistin diese schwierigen Werke. Das Publikum honorierte das musikalische Fingerspitzengefühl mit anhaltendem Beifall. Mit der Klavierversion des Liedes „Guten Abend, gut´ Nacht“ von Johannes Brahms und der „Humoreske“ von Rodion Stschedrin als Zugaben zeigte die Künstlerin noch einmal ihre facettenreichen Gestaltungsmöglichkeiten.