„Mit viel Energie und Herzblut“

16. Oktober 2019

Märkische Allgemeine, Interview: Thomas Seifert Foto: Norbert Vogel

 

Pianistin Gerlint Böttcher vom Verein Schlosskonzerte Königs Wusterhausen zieht eine Saisonbilanz

Königs Wusterhausen. Mit einem Abschlusskonzert sind kürzlich die Schlosskonzerte Königs Wusterhausen des Jahres 2019 erfolgreich zu Ende gegangen. Das seit 2014 etablierte Klassik-Festival ist in diesem Jahr erstmals von dem neu gegründeten Verein Schlosskonzerte Königs Wusterhausen organisiert worden. Pianistin Gerlint Böttcher ist die Vorsitzende des Vereins. Bis zur Vereinsgründung war sie künstlerische Leiterin des Festivals.

 

Frau Böttcher, wie hat die Arbeit mit dem neuen Verein in der zurückliegenden Konzertsaison geklappt?

Gerlint Böttcher: Wir sind mittlerweile in allen relevanten Bereichen professionell besetzt und alle hier vor Ort. Jeder bringt seine Erfahrungen und Kontakte ein. Da ist die Arbeit natürlich effizient und funktioniert. Das sehe ich inzwischen als Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Festival.

 

Als künstlerische Leiterin hatten Sie sich früher vor allem auf das Programm der Konzertreihe konzentriert. Welche Aufgaben haben Sie jetzt als Vereinsvorsitzende?

Ich habe auch früher zusätzlich die Sponsorenakquise und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht, zwei sehr aufwendige und existenzielle Bereiche. Dazu kamen viele organisatorische Arbeiten vor Ort. Ich habe mich als Gründerin immer schon umfassend verantwortlich gefühlt. Die Arbeit ist viel mehr geworden, denn es kommt die Geschäftsführung der Schlosskonzerte dazu, der Bereich öffentliche Förderanträge und anderes. In vieles musste ich mich erst einarbeiten.

 

Und wer entscheidet jetzt, welche Künstler für Konzerte angefragt werden?

Nach wie vor ich.

 

Warum wurde der Verein Schlosskonzerte Königs Wusterhausen eigentlich gegründet?

Wir brauchen für unser Festival die Gemeinnützigkeit, auch um Spenden einwerben zu können. Da ist eine Vereinsgründung eine Möglichkeit. 2018 gab es die Trennung vom bisherigen Veranstalter. Nun sind wir alle vor Ort präsent, und alle unsere Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer stecken viel Energie und Herzblut in die Sache. Und davon profitiert das Festival.

 

Ist die Finanzierung der Schlosskonzerte für das kommende Jahr gesichert?

Ich bin in erster Linie ganz glücklich, dass wir so einen treuen Sponsorenstamm haben, denn er finanziert zu einem großen Teil die Kosten des Festivals. Viele sind schon seit Jahren oder von Anfang an dabei. Das ist nicht selbstverständlich und eher selten in der Kulturlandschaft. Mittlerweile werden wir angesprochen von Firmen, die uns unterstützen möchten. Auch die Eintrittskarten decken einen großen Teil ab. Wir haben durchweg volle beziehungsweise ausverkaufte Säle, immer ein begeistertes Publikum, das teilweise von weither anreist und die künstlerischen Leistungen sehr wertschätzt. Das Konzert mit Quattrocelli war bereits drei Monate vorher ausverkauft. Für die offene Finanzierung haben wir öffentliche Förderanträge für 2020 gestellt und warten auf die Bewilligung.

 

Die Schlosskonzerte hatten mit dem großen Festsaal der Fachhochschule für Finanzen in König Wusterhausen für zwei Konzerte einen neuen Veranstaltungsort. Wie haben Künstler und wie hat das Publikum die neue Spielstätte aufgenommen?

Wir hatten sehr positive Resonanzen sowohl von den Künstlern als auch vom Publikum. Wir haben also hier in Königs Wusterhausen eine bestens geeignete moderne Alternative zur Kreuzkirche, die wegen Umbauarbeiten auch im kommenden Jahr nicht für Konzerte zur Verfügung steht.

 

Wo werden im kommenden Jahr die Schlosskonzerte stattfinden - auch wieder im Festsaal der Fachhochschule für Finanzen und im Kavalierhaus?

Ja. Das Eröffnungs- und das Abschlusskonzert werden wieder in der Finanzhochschule sein, die beiden anderen Konzerte im Kavalierhaus.

 

Was erwartet die Konzertbesucher im kommenden Jahr und was steht dann zum Eröffnungskonzert auf dem Programm der Konzertreihe?

Wir haben parallel zum Festival in diesem Jahr das kommende Jahr geplant. Aber ich verrate nichts, außer dass es sehr spannend wird und dass der Festivalzeitraum voraussichtlich vom 6.?September bis zum 31.?Oktober gehen wird. Details werden noch verhandelt. Wie unser Publikum aus den vergangenen Spielzeiten gewohnt ist, werden wir unserem Konzept treu bleiben und neben hochkarätigen international renommierten Künstlern auch wieder junge hochbegabte Musiker vorstellen und dazu mit dem Deutschen Musikrat zusammenarbeiten. Und es gibt wieder neue großartige Ensembles im Beethoven-Jubiläumsjahr. Im neuen Jahr werden wir das Programm verkünden.

 

Gibt es irgendwelche anderen Programmpunkte?

„Meet the artists“ ist ebenfalls ein fester Programmpunkt in der Pause eines Konzerts. So konnten in diesem Jahr junge Konzertbesucher die verschiedenen Saxofone beim Abschlusskonzert bewundern und sich die Besonderheiten erläutern lassen. „Meet the artists“ findet im Rahmen einer Kulturpatenschaft des BER statt.

 

Welche Musiker würden Sie gern bei den Schlosskonzerten in Königs Wusterhausen begrüßen?

Genau die, die im kommenden Jahr nach Königs Wusterhausen kommen werden. Diese Künstler standen schon lange auf meiner Wunschliste. Generell lassen sich nicht alle Träume realisieren, es kann zum Beispiel an den Terminen, an den Gegebenheiten vor Ort oder auch an den finanziellen Möglichkeiten scheitern. Manchmal muss ich auch paar Jahre warten, bis es klappt. Die Programmentwicklung ist immer ein sehr langer Prozess mit vielen Ideen, die immer wieder verworfen und weiterentwickelt werden.

 

Bildunterschrift:

Pianistin Gerlint Böttcher mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim beim Eröffnungskonzert der diesjährigen Schlosskonzerte am 31. August im Festsaal der Fachhochschule für Finanzen.

 

Schlosskonzerte Königs Wusterhausen

Ob das Alliage Quintett, das Duo Berlin, Quattrocelli oder das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim mit Gerlint Böttcher - auch in dieser Saison begeisterten hochkarätige Musiker und Ensembles die Besucher der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen. Das Repertoire reichte dabei von Meisterwerken der Klassik über charakteristische Zuschnitte bis hin zu modernen Adaptionen aus der Filmwelt. Weitere Informationen zu den Schlosskonzerten sind auf https://schlosskonzertekoenigswusterhausen.de zu finden.