
Musikalische Reise ins Reich der Mitte
Märkische Allgemeine, Bericht: Heidrun Voigt
Die Pianistin Gerlint Böttcher war auf Konzerttournee in China
Eichwalde. Gerlint Böttcher ist im Dahmeland keine Unbekannte. Die Pianistin gibt regelmäßig Konzerte in der Region und ist die Initiatorin des Festivals Schlosskonzerte in Königs Wusterhausen. Kürzlich ist die in Eichwalde lebende Musikerin von einer fünfzehntägigen Konzertreise aus China zurückgekehrt.
„Es war eine ganz tolle Zeit. Die Tour führte durch drei Städte: Xiamen, eine Hafenstadt an der Südostküste, das etwa 200 Kilometer davon entfernte Longyan und Zhengzhou im Norden des Landes. Im Durchschnitt waren 600 bis 800 Besucher im Konzert“, erzählt die Künstlerin. Werke von Franz Liszt, Frédéric Chopin, des tschechisch-österreichischen Komponisten Jan Vaclav Vorisek und des deutschen Günther Franz Kasseckert standen auf dem Programm. Gerlint Böttcher staunte, wie viele Kinder mit ihren Eltern dort klassische Konzerte besuchen.
„Das Publikum war sehr aufmerksam und dankbar. Gewundert habe ich mich darüber, dass in meinem Vertrag stand, dass ich für Foto- und Videoaufnahmen zur Verfügung stehen solle - nach dem ersten Konzert wusste ich, warum“, sagt Gerlint Böttcher lachend. Gefühlt habe sie sich die halbe Reise mit Konzertbesuchern fotografieren lassen. Mit allen Kindern, die ihr Blumen überreichten, wurde sie abgelichtet. Und auch beim CD-Verkauf sei nach jeder CD ein Foto - mit wechselnder Familienbesetzung - Pflicht gewesen.
Neben drei Konzerten absolvierte die Pianistin öffentliche Meisterkurse und hielt Vorträge über die Musikausbildung in Deutschland sowie ihre eigene Unterrichtsmethode. An den Meisterkursen nahmen hauptsächlich Studenten und einige talentierte Kinder teil. „Es war ein tolles Niveau. Ich war beeindruckt, wie viel Potential und Euphorie für klassische Musik herrschen.“
Von einer ungewöhnlichen Erfahrung außerhalb ihrer Veranstaltungen berichtet die Eichwalderin amüsiert. Sie wollte eine Ansichtskarte nach Deutschland schreiben. Den jungen Chinesen, die sich um sie kümmerten, versuchte sie begreiflich zu machen, was sie suche. Geschäfte führten so etwas nicht. Im Internet fand sich eine nicht gerade aktuelle Postkarte von Zhengzhou. Diese wurde innerhalb einer Stunde geliefert! Die nächste Hürde war, eine Briefmarke zu organisieren und einen Briefkasten zu finden. Die jungen Chinesen, die nur Nachrichten übers Handy kennen, fanden im Internet eine Zhengzhouer Post und staunten, dass es so etwas überhaupt gibt. „Ich weiß nicht, ob die Briefe in China gesammelt und dann erst versandt werden, aber letztendlich sagte ein Postmitarbeiter, dass es drei Monate dauern werde, bis die Karte ankomme.“
Veranstalter der Konzerttournee war der größte Klavierhersteller Chinas. Vermittelt wurde die Reise durch einen gemeinnützigen Verein, der sich einen deutsch-chinesischen Kulturaustausch auf die Fahnen geschrieben hat. Er hatte sich an Gerlint Böttcher gewandt.