Perlende Läufe und herrliche Melodien

Porträt-CD Gerlint Böttcher erschienen: Werke von Ravel, Mendelssohn, Prokofieff und Liszt

 

Das Orchester, Adelheid Krause-Pichler

 

Die Pianistin Gerlint Böttcher ist in Fachkreisen keine Unbekannte: Nicht nur die Gotthard-Schierse-Stiftung förderte das junge Talent, das bereits 15-jährig mit dem Philharmonischen Orchester Frankfurt/Oder debütierte, sondern auch diverse Preise und Auszeichnungen internationaler Wettbewerbsveranstalter gehören zur Vita, ebenso wie Meisterkurse bei Rudolf Kehrer, Bernard Ringeissen, György Sebok oder Michael Wosskresensky. Auf der vorliegenden CD präsentiert Gerlint Böttcher, die inzwischen an der Berliner Hochschule „Hanns Eisler" unterrichtet, Klaviermusik vom Feinsten, sowohl technisch als auch interpretatorisch.

 

Mag der erste Eindruck bei Ravels „Tombeau de Couperin" etwas spröde wirken, so entpuppt sich das Werk, das der Komponist am Ende seines Lebens als Hommage an die Musikkultur seines Landes und gleichzeitig als Totenehrung seiner im Ersten Weltkrieg gefallenen Freunde schrieb, als filigranes Gewebe, durchsichtig und zerbrechlich. Ohne die sonst übliche Agogik und romantische Klangverschmelzung erfahren die verschiedenen Suitensätze durch Akkuratesse eine schillernde Sprödheit, die für die Musik im Frankreich des 18. Jahrhunderts typisch ist.

 

Mendelssohns Klavierwerk op. 14, wegen seiner herrlichen Melodien und perlenden Läufe in letzter Zeit mehr in Instrumentalbearbeitungen als im Original zu hören, erklingt virtuos und kapriziös in gut erkennbarer Klangschichtung. Die Interpretation gibt dem Stück das, als was es kreiert wurde: den Charakter eines jungen, 1830 frisch verliebten Pianisten. Prokofieff war erst 21 Jahre, als er die 2. Klaviersonate während seines Studiums in St. Petersburg schrieb und doch enthält sie bereits alle melodischen und harmonischen Elemente, die man mit der Musik des Komponisten assoziiert.

 

Diese besondere Mischung aus Neoklassik, harmonischer Entfremdung, rhythmischer Raffinessen und lyrischer Themen ist hervorragend herausgearbeitet und mit technischer Perfektion verwoben. Gerlint Böttcher gelingt eine schöne Melange aus innerer Spannung, klassisch-romantischer Geste und klangvoller harmonischer Energie. Franz Liszts Klavierstücke - Gnomenreigen/Etüde Nr.3 aus den drei Konzertetüden/Etüde Nr.2 aus den Paganini-Etüden - sind allemal gern gehörte Bravourstücke, voller musikalischer Schmeicheleien für den Hörer und gespickt mit Schwierigkeiten für den Spieler. Böttcher meistert die Werke mit bewundernswerter Leichtigkeit und der ihr eigenen Konzentration auf Klangdichten. Nicht dynamische Kontraste beherrschen die Interpretation, etwa von unhörbar bis klirrend-laut, sondern eine vornehmere Form der Klangdarstellung vom sanften dolce zum kompakten Vollklang, den der hier verwendete Bösendorfer Flügel wunderbar wiedergibt.