Virtuos am Klavier
Mitteldeutsche Zeitung, Bericht: Marie Luise Graichen, Foto: Frank Gehrmann
STUNDE DER MUSIK Gerlint Böttcher begeistert das Publikum im Ascherslebener Ratssaal mit ihrem emotionalen und intensiven Spiel.
ASCHERSLEBEN/MZ- Mit Gerlint Böttcher traf am Donnerstagabend eine überaus charmante, international renommierte Pianistin auf ein begeistertes Publikum im Ascherslebener Rathaussaal.
Den Auftakt des Konzertabends bildeten neun Stücke aus dem musikalischen Reisebuch "Années de Pélerinage - Wanderjahre" von Franz Liszt. Mit packender Leidenschaft und hoher Ausstrahlungskraft setzte die Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe auf dem Flügel die musikalischen Visionen und Gedanken des Komponisten um, die er während seines Aufenthaltes in der Schweiz als Stücke für Klavier solo in einer Sammlung zusammenfasste.
Die vierjährige Konzertreise durch die Schweiz von Liszt schlug sich künstlerisch in einer Reihe von poetischen Klavierstücken nieder. Das musikalische Spektrum erstreckte sich dabei von virtuosem Feuerwerk bis zu ganz zarter Poesie. Gerade diesen Facettenreichtum vermochte die junge Brandenburgerin famos umzusetzen. Die Zuschauer wagten kaum, der zierlichen Pianistin ein dermaßen kraftvolles und intensives Spiel zuzutrauen und schon mit den ersten Takten erlebten sie ein wahres Feuerwerk an Emotionalität und Intensität. Ob als murmelnde Quelle, tosender Sturm, beschwingtes Hirtenlied oder melancholisches Heimweh, Gerlint Böttcher verstand es, feinfühlig zu interpretieren.
Mit fast atemloser Stille genoss das Konzertpublikum die Stücke als musikalischen Block, um dann mit tosendem Beifall die Pianistin in die Pause zu entlassen. Da hatten die Besucher auch Gelegenheit, eine CD mit Solowerken bekannter Komponisten wie beispielsweise Liszt, Schubert oder auch Ravel zu erwerben.
In die musikalische Gedankenwelt weiterer Komponisten wurden dann die Zuhörer im zweiten Teil des Konzertabends versetzt. "Impromptus" von Franz Schubert war ein weiteres Werk aus der Reihe lyrischer Klavierstücke, mit dem die Künstlerin ihr abendliches Programm fortsetzte. Mit der Variation in jeweils anderen Tonarten gehören die drei Charakterstücke des Komponisten zu den bekanntesten und populärsten Werken für Klavier. Bevor am Ende des Konzertabends das Stück "Scherzo Nr.2 b-Moll" von Frederik Chopin auf die erwartungsvollen Zuhörer wartete, erfreute die Pianistin mit einem Walzer eines unbekannten Künstlers die Besucher im Ratssaal.
Mit dem leider kürzlich verstorbenen Günther F. Kasseckert verband Gerlint Böttcher eine ganz intensive Zusammenarbeit. Ein Walzer aus "Musikalische Erinnerungen" des befreundeten Komponisten fügte sich sehr gut in das abendliche Programm ein. Er wurde, wie die Zugabe am Ende aus dem Repertoire des gleichen Komponisten auch, mit viel Beifall der Zuhörerschaft aufgenommen.
Stehende Ovationen und sehr viel Applaus des begeisterten Publikums waren dann der Dank an die prominente Künstlerin für den bemerkenswerten Konzertabend.
Preisgekrönte Pianistin
Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt Gerlint Böttcher Klavier, 15-jährig debütierte sie in ihrer Geburtsstadt Frankfurt/Oder als Solistin des Philharmonischen Orchesters mit dem Konzertstück f-Moll von Carl-Maria von Weber. Zugleich begann ihre Ausbildung an der Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" bei Prof. Renate Schorler. Ihr Studium beendete sie mit dem Konzertexamen mit "Auszeichnung".
Neben ihrer regen Konzerttätigkeit lehrt die Pianistin an der Berliner Hochschule für Musik "Hanns Eisler".
Zu ihren Auszeichnungen zählen der erste Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb "Isola di Capri"; der zweite Preis beim Internationalen Musikwettbewerb in Tortona (beide Italien); ein Diplom beim Internationalen Klavierwettbewerb in Barcelona und eine Medaille sowie Diplom beim Internationalen Klavierwettbewerb in Cava deTirreni (Italien).