Virtuoser Tastenzauber mit der Pianistin Gerlint Böttcher

01. Oktober 2010

Eilenburg, Ernst Gottlebe

 

Schon mit viel Beifall wurde zur letzten Stunde der Musik die Berliner Pianistin Gerlint Böttcher begrüßt. Die auf internationalen Bühnen hochgeschätzte sympathische Künstlerin brachte den Hauch der großen Musikwelt mit nach Eilenburg. Werke des 19. Jh. von vier großen romantischen Komponisten standen auf dem Programm… Zu Beginn erklangen Impromptus op. 90 (Deutschverzeichnis 899) von Franz Schubert (1797-1828)…Jedes Stück besitzt seinen eigenen Reiz. Gerlint Böttcher, deren Talent durch so namhafte Pianisten geprägt wurde wie Rudolf Kehrer, ein russisch-deutscher klassischer Pianist, und Bernard Ringeissen (Frankreich), ein auf der ganzen Welt gefragter Pianist, fand ihren eigenen Ton. Zu einem besonderen Genuß gestalteten sich die perlenden Läufe in Nr.2. Das Stück Nr.3 spielte die Pianistin in der grifftechnisch und tonlich anspruchsvollen Tonart Ges-Dur im Unterschied zu der auch von Schubert geschriebenen Transposition in G-Dur. Wie ein Wasserspiel wirkt die Sechzehntelkaskade über zwei Oktaven. Obwohl Nr.4 das schwerste Stück ist, versprühten die Finger eine glitzernde Leichtigkeit. Nach einem derart eindrucksvollen Klaviervortrag löst sich die Spannung der Zuhörer meist auf unterschiedliche weise, entweder setzt der Beifall erst nach einer achtunggebietenden Atempause ein, oder die Begeisterung schafft sich spontan Raum. Hier trat der zweite Fall ein. Der letzte Klavierton war kaum verklungen, und schon brauste anerkennender Beifall auf. Es folgten drei Konzertetüden von Franz Liszt (1811-1886)… Es erklangen die Konzertetüde Des-Dur und danach „Grandes etudes d´apres Paganini“. Im „Andante capriccioso“ Es-Dur verdient es die fingerbrecherische Kühnheit, ohne dass dabei die Durchsichtigkeit je gefährdet war, hervorgehoben zu werden. Beim darauf folgenden „Gnomenreigen“ entlockte die Künstlerin mit atemberaubender Virtuosität den Tasten sagenhafte Klänge… Den krönenden Abschluß dieses erlebnisreichen Klavierabends bildeten die Symphonischen Etüden op. 13 von Robert Schumann. Die geistige Tiefe des Romantikers Schumann, mit der er große Spannungsbögen aufbaut, sind ein Spiegelbild seines Geistes. Schön geschwungene Melodien, farbenreiche Mittelstimmen, halsbrecherische Stakkato-Arpeggien führen hin zu Variation Nr. 12 mit einem weit ausholenden orchestralen Charakter. Gerlint Böttcher beherrschte dieses üppige Klangbild. Das Zuhören war für Musikliebhaber und für Musikkenner ein Genuß, auch die Zugabe. Danke, Gerlint Böttcher!“