Würdiger Beginn der Konzertsaison 2015

25. März 2015

Freie Presse, Mathias Erler, Foto © Michael Dannowski

 

... begeisterte die Berliner Konzertpianistin Gerlint Böttcher am vergangenen Samstag, 21.03.2015, das Publikum in der nahezu ausverkauften „Alten Turnhalle“ mit feinfühliger Interpretation der Klavierwerke.

 

Zu Beginn erklang Ludwig van Beethovens selten live vorgetragene Klaviersonate Nr.18 Es-Dur op.31/3. Hier setzte die Künstlerin einen ersten Höhepunkt. Mit feinsinniger Spielfreude, das gesamte Werk temporär nicht zu überreißend, entgegenwirkend einer Gefahr, deren etliche Pianisten hin und wieder verfallen und somit vielleicht dem Kompositionsgedanken Beethovens unbewusst widerstrebend. Träumerisch anzuhören vor allem der 3. Satz „Menuetto“, welcher sogleich einen Hauch von Frühlingsanfang verspüren ließ.

 

Die von ihr vor der Pause dargebotenen Konzertetüden von Franz Liszt, Nr. 3, Des-Dur, die Paganini-Etüde Nr. 2, Es-Dur und die in Fis-Dur komponierte Etüde „Gnomenreigen“ fesselten die aufmerksamen Zuhörer. Gerlint Böttcher zollte mit meisterlicher Spielkultur dem großen Komponisten ehrerbietenden Respekt und glänzte vor allem in der anspruchsvollen Paganini-Etüde mit einer dem Stück gebührenden spieltechnischen Brillanz.

 

Mit eines von Felix Mendelssohn Bartholdys wohl wichtigsten und auch schönsten Klavierwerken, dem „Rondo capriccioso“ op.14, eröffnete die Pianistin den zweiten Teil des Abends. Dabei war unüberhörbar, mit welch sensiblem Einfühlungsvermögen sie sich mit dem Werk des Komponisten identifizierte. Prickelnd und spritzig ihre Darbietung, der Komposition sehr gebührend.

 

Trotz subjektiver Einschätzungen der an diesem Abend zu hörenden Klavierwerke im Vergleich untereinander war Maurice Ravels „Le tombeau de Couperin“ ein würdiger Abschluss des offiziellen Konzertprogrammes. Hier zeigte die reife Pianistin ihr Können. Unschwer zu erkennen ihre geistige Auseinandersetzung mit dieser 6-sätzigen Komposition. Die seriöse Tonsprache Ravels durch die retrospektive Stilistik auf diese älteren Tanzformen  bezogen hat sie durch ihr „verhalteneres“ Spiel äußerst gut dem breiten Publikum erklären können. Sehr differenziert vorgetragen die einzelnen Sätze im Vergleich zueinander und doch nicht aus dem Zusammenhang reißend, immer wieder den Spannungsbogen aufrechterhaltend war diese Suite eine würdige Hommage an die französische Musik des 18. Jahrhunderts.

 

Die uneingeschränkte Begeisterung des Publikums entlockte der Konzertpianistin zwei Zugaben, die es in sich hatten, sowohl spieltechnisch als auch klanglich. Wer gedacht hatte, das anspruchsvolle Niveau des Klavierabends sei nicht mehr zu überbieten, wurde mit einem „Sahnehäubchen“ überrascht. Zupackend und mit feurigem Temperament, wohl gänzlich gelöst von der Anspannung des Klavierabends, zelebrierte Gerlint Böttcher wunderschöne zeitgenössische Werke. Der Klangzauber hätte gut und gerne auch noch länger das Publikum begeistern können.