Wundervoll organisch und warmblütig

12. April 2011

Westfälische Rundschau, Helmut Blecher

 

Burbach-Holzhausen. Die Pianistin Gerlint Böttcher begeisterte vor drei Jahren beim Jubiläumskonzert der Philharmonie Südwestfalen in der Siegerlandhalle das Publikum mit ihrer Interpretation des Klavierkonzerts Nr. 3 von Bela Bartok. Kleiner war am Samstagabend der Rahmen für die aus Frankfurt/Oder stammende Klaviervirtuosin. Sie spielte im Rahmen der Holzhäuser Klavierkonzerte im Ev. Gemeindehaus Klassiker der Klassik von Bach bis Brahms. Auch wenn der Klang des betagten Bechstein-Flügels nicht mehr ganz taufrisch war, vermochte die mittlerweile in vielen Konzerthäusern der Welt auftretende Pianistin dieses Manko mit ihrer exzellenten Technik und ihrer anmutig-bewegend und stürmisch-temperamentvollen Spielkultur zu übertönen. Mit geschlossen Augen, ganz eins mit dem von ihr vorgetragenen Stück der Romantik, schlug sie von Beginn an die rund 60 Zuhörer in ihren Bann. Mit drei frühromantischen Rhapsodien des tschechischen Komponisten Jan Vaclav Vorisek eröffnete Gerlint Böttcher ihr 90-minütiges Konzert. Die durch virtuose Effekte und klangliche Differenzierung gekennzeichneten Stücke bewältigte die versierte Pianistin mit Bravour. Auch bei den folgenden drei Etüden von Franz Liszt überzeugte sie mit großer Emotionalität und einem untrüglichen Gespür für Klangempfinden. Wundervoll organisch und warmblütig waren Böttchers Interpretationen des „Gnomenreigen“, die „Grandes études de Paganini“ und die Konzertetüde Es-Dur. In ganz andere Klangwelten entführte die Musikkünstlerin die Zuhörer mit einer Auswahl von Bach-Kantaten und ihrer Umsetzung des Chorals „Jesus bleibet meine Freude“. Mit Klassikern der Romantik, wie Mendelssohn-Bartholdys „Variations serieuses“ op.54, Chopins „Fantasie Impromptu“ und dem Scherzo Nr.2 b-Moll sowie dem „Wiegenlied“ von Brahms demonstrierte Gerlint Böttcher ihre Fähigkeit, große Pianokunst mit expressiver Beseelung und rhythmischem Elan zu vereinen.. Mit lang anhaltendem Beifall bedachte das Publikum den Auftritt der Absolventin der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler. Er markierte im Rahmen der Holzhäuser Klavierkonzerte eine Sternstunde.